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Bericht von Rainer Jysch: kreiszeitung.de vom 02.12.18
Dreye - Das Getränkelager der Firma Edeka Foodservice im Gewerbegebiet Dreye-West war am Freitagabend durch dichten Qualm weitgehend unpassierbar. 30 verletzte Personen waren vor einem Feuer dorthin geflüchtet. Ein „Massenanfall von Verletzten“ (MANV) nennt sich das in der Sprache von Rettungskräften.
Zum Glück war alles nur eine Übung der Freiwilligen Feuerwehr in Weyhe und der örtlichen Rettungsdienste. Die Retter waren nicht vorinformiert und mussten zunächst von einem realen Alarm ausgehen. Und die Übung hatte es in sich.
Kurz nach 19 Uhr waren zunächst nur die Wehren von Dreye und Sudweyhe herbeigerufen worden. Angesichts der vielen „Opfer“ gab es sofort einen Nachalarm für die restlichen fünf Ortsfeuerwehren aus Kirchweyhe, Lahausen, Leeste, Erichshof und Melchiorshausen. Am Ende waren rund 150 Einsatzkräfte mit 14 Fahrzeugen und ein Dutzend Rettungswagen mit ihren Besatzungen vor Ort. „In diesem aufwendigen Umfang machen wir das lediglich einmal pro Jahr“, verriet Gemeindebrandmeister Bernd Scharringhausen, der neben dem Kreissicherheitsbeauftragten Heino Schlottmann eine beobachtende Rolle eingenommen hatte. Es ging darum, das Zusammenwirken aller Beteiligten auf den Prüfstand zu stellen. Die Polizei, die bei solchen Großübungen stets hinzugezogen wird, war verhindert. Sie hatte es zum Zeitpunkt der Alarmierung mit einem echten Verkehrsunfall auf der Südumgehung zu tun (siehe Meldung).
Ortsbrandmeister und Einsatzleiter Jens Dummeyer von der Ortsfeuerwehr Dreye hatte sich das Szenario ausgedacht.
Die Ausgangslage: Die Brandmeldeanlage des Dreyer Betriebs hat ausgelöst. Von den Mitarbeitern sind etwa 30 Personen in das mit Rauchgas verqualmte, stockfinstere Getränkelager geflüchtet und rufen dort lautstark um Hilfe. Einige Personen irren durch die Halle und suchen verzweifelt nach ihren Kollegen. „Für eine realistische Unfalldarstellung haben wir vom DRK-Ortsverein Leeste Freiwillige hier, die die Verletzten spielen“, erklärte Feuerwehr-Pressewart Marcel Balk. „Sie sind mit Brandwunden und Schnittverletzungen geschminkt, auch Brüche sind darunter. Die sehen richtig echt aus.“ Hinzu kommen gespielte Schockreaktionen.
Es dauert nur wenige Minuten nach der Alarmierung, bis das erste Tanklöschfahrzeug eintrifft und Schläuche über den Parkplatz neben dem Gebäude der Firma Edeka Foodservice rollen.
„Personenrettung geht immer vor Brandbekämpfung“, stellte Scharringhausen klar. Die Tür des verschlossenen Lagers wird kurzerhand aufgeflext. Es dauert nicht lange, bis Zwei-Mann-Trupps mit schwerem Atemschutzgerät das Getränkelager nach Verletzten und Vermissten absuchen und die ersten Personen ins Freie geleiten. Ein Mann ist entsprechend den Vorgaben in Panik von einem Gabelstapler angefahren worden und liegt nun regungslos unter umgestürzten Getränkekisten. Auch er wird aus der mit Kunstnebel verqualmten Halle zu einem überdachten Sammelplatz getragen und dort von Helfern versorgt. Während die Signallichter der vielen Einsatzfahrzeuge die Szenerie in blaues Licht tauchen, werden wichtige Punkte des Geländes durch Scheinwerfer der Feuerwehren taghell ausgeleuchtet.
„Wir sind der Firma Edeka Foodservice sehr dankbar, dass wir hier den Ernstfall üben können“, sagte Scharringhausen. Die Firma, die seit 2001 mit rund 150 Mitarbeitern ihren Sitz in Dreye hat, hatte sich selbst als Übungsstätte ins Gespräch gebracht, wie der Sicherheitsbeauftragte Sören Kowitzke bestätigte. Alle Beteiligten wurden am Schluss vom Unternehmen mit Erbsensuppe und Getränken belohnt.
Am Ende war klar, dass die achtminütige Hilfsfrist, in der die Feuerwehr nach gesetzlichen Vorgaben spätestens am Einsatzort eintreffen soll, von den Wehren in Weyhe weit unterschritten wurde.
Beobachter Bernd Scharringhausen und Einsatzleiter Jens Dummeyer waren mit dem Ergebnis der Übung zufrieden. Scharringhausen: „Kleinigkeiten kann man immer verbessern. Aber insgesamt hat alles geklappt, so wie es sein soll.“